1,5 Grad sind tot!
Marathon-Lesung des 6. IPCC-Syntheseberichts an der Freien Universität Berlin
26-28.11.2024, Freie Universität Berlin
Vor 9 Jahren hat sich die globale Gemeinschaft mit dem Pariser Klimaabkommen darauf verständigt, alles dafür zu tun, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu beschränken. Unsere Bundesregierung, die dem Abkommen ebenfalls zugestimmt hat, tut jedoch alles dafür, dass wir dieses Ziel meilenweit verfehlen. Zuletzt hat der Expertenrat für Klimafragen in seinem Gutachten der Regierung ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Konkrete Beispiele für verfehlte Klimapolitik gibt es viele: neue LNG-Infrastruktur, fehlende Investitionen in nachhaltige Mobilität, neokoloniale Rohstoffpartnerschaften und Handelsdeals, um hier nur einige zu nennen.
Dabei ist die Politik der Bundesregierung alles andere als alternativlos. Ganz im Gegenteil: Ein ungebremstes Zusteuern auf den Klimakollaps wäre vermeidbar, würden wir endlich die Realität der Klimakrise anerkennen und dementsprechend handeln. Seit 1988 existiert der Zwischenstaatliche Ausschuss für Klimaänderungen - besser bekannt unter dem Namen IPCC. Dieser trägt in seinen Berichten regelmäßig und disziplinübergreifend die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Klimawandel zusammen und modelliert mögliche Transformationspfade. Obwohl 2023 der mittlerweile 6. IPCC-Bericht veröffentlicht wurde und unser Wissen immer weiter angewachsen ist, legt die Bundesregierung weiterhin keine 1,5 Grad kompatiblen Maßnahmen vor. Das ist besonders paradox, weil nationale Regierungen indirekt an der Erstellung der Berichte und insbesondere an der Begutachtung der Zusammenfassung für politische Entscheider*innen beteiligt sind. Wie kann es sein, dass die Politik nicht einmal auf die von Ihnen selbst beauftragten Expert*innen hört?
Wir als Scientist Rebellion möchten dieser Verdrängung entgegenwirken. Vom 26.-28. November werden wir zusammen mit Mitstreiter*innen an der FU Berlin durchgehend aus dem 6. Synthese-Bericht des IPCC vorlesen. Damit möchten wir die Dringlichkeit der Lage in den universitären Alltag holen und der Stimme der vielen Wissenschaftler*innen Gehör verschaffen. Außerdem möchten wir die gegenwärtige Rolle der Wissenschaft und insbesondere das verbreitete Selbstverständnis als politisch-neutrale Beobachterin kritisch hinterfragen. Wir sind selbst Professor*innen, Post-Docs, Doktorand*innen und Studierende unterschiedlicher Fachrichtungen und wirken auf unsere Weise an der Erschließung neuer Erkenntnisse mit. Wir wissen aber auch, dass Forschung in ihrem Elfenbeinturm nicht ausreicht, um das Szenario einer sich unkontrolliert erhitzenden Welt abzuwenden. Wir sind überzeugt, dass es weiterhin wichtig ist, Politik wissenschaftsbasiert zu beraten und die Erkenntnisse der Öffentlichkeit zu kommunizieren. Sich der Fakten bewusst zu sein, reicht aber nicht aus. Es braucht zusätzlich politischen Druck. Dafür muss sich auch die Wissenschaft explizit für den Erhalt unser aller Lebensgrundlagen positionieren, indem sie den Schulterschluss mit Gruppen zivilgesellschaftlicher Bewegungen eingeht.
Wann & Wo?
Die Lesung ist öffentlich und findet am 26., 27., 28. November vom 9:30 bis 16:30 in der Silberlaube (FU, Campus Berlin-Dahlem) statt. Eine Voranmeldung ist nicht erforderlich. Es sind alle zum Mitlesen eingeladen!